Chronik

Militär-Veteranen Verein 1870.
Da es Mitte des 19. Jahrhunderts so gut wie keine materielle Unterstützung für Heimkehrende aus den Feldzügen gab – selbst für schwer Verwundete nicht – wurden im ganzen Land Militär- und Veteranenvereine gegründet. So auch in Neumarkt am Wallersee, das damals eine ganz kleine Gemeinde war, umschlossen vom großen Gemeindegebiet Köstendorfs. Erstaunlich ist die Tatsache, dass viele Mitglieder auch aus den umliegenden Dörfern und Gebieten kamen, die auf Köstendorfer Gemeindegebiet lagen. Die soziale Hilfestellung, das Eintreten für in Not Geratene und würdige Bestattungen waren wie überall die Motive, als 1870 der „Militär-Veteranen Verein Neumarkt bei Salzburg“ gegründet wurde. Im Jahr 1932 wurde- großteils rückblickend – „unter dem Obmanne Hans Stockinger mit Hilfe der Fahnenmutter Barbara Rinnerthaler als Erinnerung für unsere Nachkommen“ ein Gedenkbuch angelegt. Daraus können wir entnehmen, dass der Gründer Alois Dirschlmaier, geboren 1834, der Sohn des Bäckermeisters Karl Dirschlmaier, war. Als weitere Gründungsmitglieder scheinen der k.k.Kanzlist iP Mathias Untermaier, Postmeister Schachner und der Lebzeltersohn Franz Deisinger auf. Diese Gründung und die Vereinstätigkeiten der folgen den Jahre wurden von zwei prominenten Gönnern des Österreichischen Kaiserhauses tatkräftig unterstüzt. Es waren dies Kaiserin Caroline Augusta und Erzherzog Ludwig Viktor. Bei beiden spielte Salzburg in ihrem Leben eine wichtige Rolle. So gelang es Dechant Dr. Mathias Lienbacher von Köstendorf, der Mutterpfarre Neumarkts, bei Kaiserin Augusta Vorzusprechen, bei welcher er in Gunst stand… und es gelang ihm, die kaiserliche Hoheit zu bewegen, die Stelle einer Fahnenmutter des jungen Vereins anzunehmen. Stellvertreterin war die Schwester des Herrn Dechant, Frau von Musoni in Salzburg“

Die erste Fahne in Gold und Schwarz „Mit Gott für Kaiser und Vaterland Wurde das Erkennungszeichen. Die Verbundenheit mit dem Kaiser- haus und insbesondere mit Kaiser Franz Josef wird durch wiederkehrende Feiern zu seinen Ehren immer wieder dokumentiert.
„Eine Deputation unter Führung des Obmannes Dirschlmaier brachte es zuwege, dass der Bruder des Kaisers Franz-Josef I., Erzherzog Ludwig Viktor das Protektorat des Vereins übernahm. Neumarkt war stolz auf seinen Protektor, der dem Vereine durch 25 Jahre hindurch reichlich Unterstützung zu kommen ließ.“ Tatsächlich unterstützte der Erzherzog über 37 Jahre die Neumarkter Vereinigung. Unter einem Gruppenbild aus 1873 nennt die Chronik Steinbauer (gest. 1883) als Obmann, wenngleich päter Paul Mayrhuber (gest. 1903) als zweiter Obmann und Josef Walter (gest. 1904) als dritter Obmann geführt werden.

Vom 25-jährigen Gründungsfest im Jahre 1895 gibt es ein Originalfoto, das eine große Menschenmenge mit einigen Fahnenträgern auf dem Marktplatz zeigt, ein Beweis, dass dem Verein große Aufmerksamkeit Zuteil wurde.

Ab dem Jahre 1898 wissen wir genau, wer wie lange die Vereinsgeschicke führte. Die Liste der Obmänner kann in dieser Festschrift nachgelesen werden. Den Protokollen der Versammlungen jener Zeit ist zu entnehmen, dass Erzherzog Ludwig Viktor ab 1897 seinen Jahresbeitrag von 50 Gulden auf 30 Gulden reduzieren musste und der Verein die Aufnahmegebühren, gestaffelt nach Altersgruppen von 1 – 3 Gulden festlegte. Im Vordergrund Stand sicher neben der Pflege der Kameradschaft die Soziale Unterstützung der Mitglieder. „Der Vorstand Josef Walter wünscht, dass in Hinkunft erkrankte Mitglieder ohne Ausnahme besser als bisher beteiligt werden mögen: (Protokoll vom 8. September 1897). Danksagungen durch Betroffene und deren Witwen bezeugen die caritativen Bemühungen. Anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs wurde 1898 beschlossen, die zehn ältesten Mitglieder mit je 10 Gulden zu unterstützen. Aus dieser Zeit 1903) stammt auch die heute noch in abgewandelter Form praktizierte Ehrerweisung bei Begräbnissen von Mitgliedern, da „bei Leichen Condukten im Moment der Grabsenkung auf ein Hornsignal vom Kommandanten die Kopfwendung als Ehrenbezeugung zu kommandieren sei.“ Ein Jahr später wurde unter Vorstand – so die damals gebräuchliche Bezeichnung für den Obmann – Josef Gumpoltsberger die Erneuerung des immer wieder mit geführten Kranzes beschlossen und dafür wurden 15 –20 Kronen bewilligt. Bezeugt ist auch das Feiern des Geburtsfests seiner Majestät des Kaisers „mit Musik und Böllerschießen sowie festlichem Kirchgang…. Von Interesse ist die Tatsache, dass schon 1905 die Kostenteilung bei Begräbnissen für jene Mitglieder praktiziert wurde, die auch Mitglieder der Feuerwehr waren. 1905 wurden 140 Kronen für Unterstützungen für Vereinsmitglieder ausgegeben. Ab 1907 gehörte der Militär-Veteranenverein dem neu gegründeten Landesverband an. Leider legte in diesem Jahr Erzherzog Ludwig Viktor das Protektorat über den Verein nieder.

In einem denkwürdigen Schreiben dankt die Generalversammlung der Ku.K. Hoheit, den Wohltäter und höchsten Repräsentanten während eines Zeitraumes von 37 Jahren..“ überschwänglich und bat gleichzeitig seine Hoheit im „Grundbuch der Vereinsmitglieder“ als „Höchsten Ehrenprotektor“ weiter führen zu dürfen. Im Jahr darauf wurde für 42 Kronen eine neue Trommel angekauft und 1911 über die abermalige Erneuerung des Vereins-Leichenkranzes berichtet. Karl Rastl wurde zum „definitiven Vereinsdiener einstimmig ernannt… Entlohnung jährlich 10 Kronen“ 1912 wurde Uhrmachermeister Karl Dachgruber zum neuen „Vorstand“ gewählt, Josef Gumpoltsberger nach 14 Jahren Obmannschaft „ob seiner großen Verdienste um den Verein“ zum Ehrenvorstand ernannt. 1914 wurde infolge des damals neuen Kriegscorpsgesetzes der Militär-Veteranen Verein in „K.u.k. Kriegerverein“ umbenannt allerdings ruhte während des Ersten Weltkriegs die Vereinstätigkeit fast vollständig.

K.u.K. Kriegerverein 1914
Aus einem Protokoll des Jahres 1919 geht hervor, dass eine, „eventuelle Auflösung des Vereins nicht im Interesse der Mitglieder“ sei. Der damalige Vorstand unter Obmann Karl Dachgruber befand, dass auch in einem demokratischen Staate der Verein seine Berechtigung habe. Treue Kameradschaft, die Unterstützung erkrankter Mitglieder und die würdige Bestattung bleiben die Hauptzwecke.
Am 16. August 1921 weihte Pfarrer Gerhard Seggert das Kriegerdenkmal vor dem Gasthaus Traube, Hauptstraße 39 feierlich ein. Die Marktgemeinde hatte den Marktbrunnen in ein Kriegerdenkmal umgebaut. 1970 musste dieses Denkmal dem Raika-Parkplatz weichen, allerdings wurde bereits 1950 das neue Kriegerdenkmal am jetzigen Standort errichtet. Doch dazu an geeigneter Stelle. In den Jahren 1923, 1927 und 1930 erfolgte jeweils die Wahl eines neuen Obmannes, Hans Stockinger und Josef Pirklbauer standen dem Verein vor. Eine bis heute gepflogene Gedenkveranstaltung geht auf das Jahr 1928 zurück: die Heldenehrung am sogenannten Heldensonntag, dem Sonntag nach Allerheiligen, „solange der Verein besteht“ Die Diskussion über das – im heutigen Sprachgebrauch genannte – Totengedenken flammte auch in der Vergangenheit immer wieder auf. Es ging da bei nur um die Tageszeit, zu der die Feier stattfinden sollte. In den Sechzigerjahren endete eine Abstimmung mit knapper Mehrheit für den Abend. Bereits seit den frühen Siebzigerjahren nimmt eine Abordnung des Österreichischen Bundesheeres an dieser Gedenkfeier teil und dokumentiert so die Verbundenheit mit der Bevölkerung und insbesondere mit dem Kameradschaftsbund. Beim 60-jährigen Gründungsfest am 13. Juli 1930 nahmen trotz strömenden Regens 23 Vereine und 8 Musikkapellen teil. Zwei Jahre später wurde beschlossen, das eingangs erwähnte „Kriegerbuch“ anzukaufen. Der Linzer Verlag Walter wurde für 80 Schilling beauftragt, eine bleibende, repräsentative Erinnerung in einem Ledereinband anzufertigen. Es wird allen Gefallenen des Ersten Weltkriegs und allen Verstorbenen seit 1920 gedacht. Nach einer kurzen Vereinsgeschichte zeichnen die Originalfotos der Obmänner, verschiedener Funktionäre und Gruppenbilder ein Bild des Vereinslebens. Den größten Teil des Werkes bilden die Gedenkblätter, die großteils sehr genaue Daten über Funktionäre und Mitglieder beinhalten. Teils sehr ausführliche Beschreibungen der militärischen Laufbahnen, entsprechende Auszeichnungen und Daten über die Mitgliedschaft samt Fotos, erhalten die Erinnerung an die Vereinsmitglieder bis vor dem Zweiten Weltkrieg wach. Als 1933 dieses Buch dem neuen Obmann Hans Schober von Herrn Karl Walter übergeben wurde, war eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen: Der zweimalige Obmann Hans Stockinger war nach einem Jagdunfall verstorben und mit militärischen Ehren beigesetzt worden. Der 1933 gewählte Hans Schober wurde bereits 1934 als Obmann von Hans Goginger abgelöst, der bis 1938 den Verein lenkte. Eine der politischen Lage entsprechende Einflussnahme auf den Verein ist anzunehmen und durch entsprechende Eintragungen in den Protokollen 1937 und 1938 belegt. Wie heute waren die Kameraden immer wieder bemüht, die Vereinskasse aufzubessern. Dazu wurden Veranstaltungen wie Zimmergewehrschießen abgehalten. Die Ertrãge waren beachtlich, der Reinertrag belief sich auf ÖS 60,50. Aus bekannten Gründen ruhte ab 1938 bis 1948 die Vereinstätigkeit und es wurden keine Aufzeichnungen gemacht.

Von der Heimkehrer Kameradschaft zur Kameradschaft Neumarkt 2020
Sonntag. der 1. April 1948, war die Geburtsstunde eines neuen Abschnitts in der Vereinsgeschichte. Nach „der Enthüllung einer Gedenktafel für die Gefallenen unserer Heimat“ in der Pfarkirche Neumarkt und einer Gedenk messe fand anschließend im Gasthaus Rinnnerthaler ein kameradschaftliches Beisammensein statt. Kamerad Schober benützte die Gelegenheit, um wiederum die Kriegskameraden zu einer Kriegerkameradschaft zusammenzuschließen. Eine Errichtung eines „Kriegervereins“ durfte aus Gründen der Besatzungsmacht nicht vorgenommen werden.“ Unter Hans Schober entwickelt sich die Kameradschaft zu einer initiativen Gruppe, die bereits ein Jahr nach der an Wiederaufnahme der Aktivitäten beschließt, ein neues Kriegerdenkmal zu errichten. Den Sammlern Josef Ortnet, Mathias und Josef Kranzinger sowie Julius Fuschlberger war und ist zu danken, dass anlässlich des 80-jährigen Gründungsfestes im Jahr 1950 das neue Kriegerdenkmal eingeweiht werden konnte. Ein eindrucksvolles Fest unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann und späterem Bundeskanzler Josef Klaus versammelte 54 Vereine und 25 Musikkapellen in Neumarkt! Die zweite Fahne in der Vereinsgeschichte mit dem Schriftzug ,Heimkehrer Kameradschaft ging von damals an ebenfalls voran.
In Fortführung des Gedenkbuches aus 1932 wurde 1951 das Heimkehrer-Gedenkbuch angefertigt. Die Anregung kam vom Obmann und späteren Ehrenmitglied der Heimkehrer-Kameradschaft Neumarkt Hans Schober, der elf Jahre, also bis 1959 die Kameradschaft leitete. Das ebenfalls in Leder gebundene Werk erinnert an die 131 Gefallenen, Vermissten und später in der Heimat verstorbenen Soldaten. Den Heimkehrern, also jenen Männern, die den Krieg überlebten, wurden in Form weiterer Gedenkblätter kleine Denkmäler gestaltet. 1952 wurde von Mitgliedern ein Betrag von 3,- Schilling eingehoben um die Einfriedung des Kriegerdenkmals zu finanzieren. Von 1951 an wird Frau Anna Spitzer gegen ein kleines jährliches Entgelt mit der Reinigung des Denkmals betraut. Bei der Jahreshauptversammlung 1954 wurde eine Sterbekasse eingeführt. Auf freiwilliger Basis wurden fünf Schilling für einen Fonds zur Unterstützung der Angehörigen verstorbener Kameraden eingehoben. 1955 und 1958 werden bereits jeweils 500,- Schilling für solche Fälle ausbezahlt, auch die Familie eines Nichtmitglieds wurde bedacht. Ab 1967 war die Sterbekasse nicht mehr freiwillig, der Beitrag zu dieser wurde ab dem 1.1.1968 jeweils mit dem Mitgliedsbeitrag eingehoben. Damals betrug der Mitgliedsbeitrag 30,- Schilling, 10,- Schilling wurden für die Sterbekasse eingehoben. Angehörige alter Mitglieder erhielten im Todesfall 700,- Schilling, junger Mitglieder 600,- Schilling. Die Beträge wurden immer wieder angepasst, das Modell der Sterbekasse wurde bei der Jahreshauptversammlung 1988 einstimmig abgeschafft. Der sogenannte „Heimkehrerball“, heute Kameradschaftsball, brachte 1954 gemeinsam mit dem letzten Besteisschießen am Moserteich fast 2.000,- Schilling ein. Im Jahr darauf Wurden die Leichenträger und die Kreuzträger eingekleidet, 1958 wurden durch eine Haussammlung für die Vermisstenglocke in Maria Plain 1.500,- Schilling aufgebracht. 1959 übernimmt der Kaufmann und Kamerad Karl Diem den Verein für fünf Jahre. Unter seiner Obmannschaft erbt der Verein 500,- Schilling, die Kosten der Instandhaltung des Kriegerdenkmals wird ab 1960 von der Gemeinde übernommen, über den Zeitpunkt der „Heldenehrung“ wird abgestimmt. Von besonderer Bedeutung war die Auszeichnung der Teilnehmer des ersten Weltkriegs und die Einführung „daß für die 80-jährigern Kameraden eine Feier veranstaltet werden soll“ Ab 1963 fanden solche Feiern statt. Später wurden und werden vermehrt Auszeichnungen für besondere Verdienste und lange Mitgliedschaften bei den Jahreshauptversammlungen verliehen, wenn gleich runde Geburtstage der Mitglieder weiterhin in abgewandelter Form gefeiert werden. Für Kamerad Herrn Hw. Pfarrer Karl Schütz gab es eine Ehrung in der Stadt Sazlburg. Nach dem Tod von Obmann Karl Diem 1964 wurde bei der Jahreshauptversammlung in November Johann Elshuber, Bauernbauer, zum Obmann gewählt, er blieb Obmann für zwanzig Jahre. In seine Zeit fallen ein großes Vereinsfoto, die Teilnahme an der ersten Neumarkter Bildungswoche anlässlich der 600. Wiederkehr der Markterhebung und die Frage der Eingliederung der Jungmänner. 1966 richtet der Obmann einen Aufruf an alle Mitglieder, bei den Jungmännern für den Beitritt zur Kameradschaft zu werben. Ein Jahr später verweist er auf den Vereinsnamen „Kameradschaftsbund“ und drückt dadurch aus. dass es schon lange nicht mehr nur um Kriegsteilnehmer geht.
1969 werden 140 Jungmänner zur Jahreshauptversammlung eingeladen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Daher folgen erneute Aufrufe des Obmannes und engagierter Kameraden, in den Ortsteilen durch persönliche Ansprache für Mitgliedschaften zu werben. Die Anschaffung der „Vereinsselbstbinder“ also der einheitlichen Krawatten, Wurde beschlossen. 1970 sind dann auch viele Jungreservisten anwesend, sie marschierten ab dann gemeinsam mit den Kriegsteilnehmern. Erstaunlich ist die Tatsache, dass weder bei der Jahreshauptversammlung Ende 1969 noch im Jubiläumsjahr 1970 (100. Wiederkehr der Gründung) in den Protokollen entsprechende Hinweise zu finden sind. 1971 zählt die Kameradschaft Neumarkt 51 Kriegsteilneh mer aus dem ersten Weltkrieg, 209 Kameraden aus dem 2 Weltkrieg und 30 Jungreservisten, also 290 Mitglieder. In den Folgejahren verschiebt sich das Zahlenverhältnis allmählich zugunsten der Reservisten, das Thema steht immer auf den Tagesordnungen. Ende der Siebzigerjahre werden dann in weiser Voraussicht Georg Eibl und Josef Nussbaumer in den Ausschuss gewählt. 1978 wird in den Aufzeichnungen erstmals die Beteiligung eines Ehrenzuges des Österreichischen Bundesheeres beim Totengedenken erwähnt. 1982 werden erstmals Erinnerungsmedaillen in Silber anlässlich des Fahneneides beim Bundesheer vor 25 Jahren an neun Kameraden vergeben. Die Nominierung eines Obmannstellvertreters aus den Reihen der Reservisten wurde angeregt. Regelmäßig wurde Kamerad Sepp Huber für die Pflege des Kriegerdenkmals gedankt, er kümmerte sich viele Jahre darum. Am 6. Mai 1984 ist eine „Aussprache des Obmannes mit den Reservisten“ protokolliert. Offenbar wurde zielstrebig an der Übernahme von Verantwortung durch Kameraden mit abgeleistetem Präsenzdienst gearbeitet. Als 1984 der Langzeitobmann Johann Elshuber durch seinen Stellvertreter Gerhard Brudermann abgelöst wird, werden Georg Eibl und Georg Sams zu Stellvertretern gewählt. 1985 zählt die Kameradschaft 335 Mitglieder, davon sind bereits 191, also die Mehrheit, Reservisten. Von den Kriegsteilnehmern aus dem Ersten Weltkrieg lebten nur mehr zwei. Die Sterbekasse wurde abgeschafft. Für 6. -8. Juli 1990 wurde das 120-jahrige Gründungsfest mit Fahnenweihe und Festzelt vorbereitet, Georg Eibl übernahm die Stelle des Festobmannes. Es wurde ein großes Fest, bei dem die neue – nun dritte Fahne – beim Festakt mit Feldmesse geweiht wurde. Bei der Jahreshauptversammlung am 4.11.1990 wurde das Jubiläum mit keinem Wort er wähnt, die Neuwahlen leitete der Landesvorsitzende Eugen Tittler. Georg Eibl wurde einstimmig zum Obmann gewählt, seine Stellvertreter wurden Johann Lugstein und Georg Sams. Für die sechs Jahre als Obmann wird Gerhard Brudermann geehrt. Damit begann die Ara des längstdienenden Obmannes der Vereinsgeschichte, Georg Eibl blieb Obmann bis zum Jahr 2021, also 31 Jahre! Es liegt auf der Hand, dass nicht alle Aktivitäten dieser Zeit hier aufgelistet werden können. Daher Wurde versucht eine Zusammenfassung der vielen Treffen, Ausrückungen, weltlichen und kirchlichen Feste, sportlichen Einsätze und der Ausflüge darzustellen. Was im Bildteil anschaulich dargestellt wurde, sollte hier schriftlich festgehalten werden. Beginnend bei der Pflege des Kriegerdenkmals, einer Herzensangelegenheit der Kameradschaft, sind besonders Johann Lugstein, Martin Paar und jetzt Viktor Grießner zu danken. Ab 1991 machte man sich Gedanken, wo der steinerne Adler des alten Kriegerdenkmals sinnvollerweise angebracht werden könnte, 2010 wurde ein ehrenvoller Patz gefunden. Die immer gute Zusammenarbeit mit der Pfarre Neumarkt und den jeweiligen Priestern drückte sich vielfältig aus: regelmäßige Teilnahme an Erntedank und Fronleichnam, Empfänge von Bischöfen und Weihbischöfen, Geburtstagen, Jubiläen und einigen Priesterweihen und Primizfeiern, Pfarrer Matthias Schwab, Franz Königsberger, Dr. Michael Max und Bischofsvikar Dr. Gottfried Laireiter waren die Wegbegleiter. Tradition hatten und haben Bergmessen auf der Große Plaike bzw. beim Heimkererkreuz und die jährliche Friedenswallfahrt nach Maria Plain im Oktober. Kernanliegen der Kameradschaft sind die würdigen Begräbnisse und Verabschiedungen von Mitgliedern. Nachdem es 2020 nur mehr drei [!] Kriegsteilnehmer in Neumarkt gibt, heißt es mehrmals jährlich Abschied nehmen von Kameraden, die im Österreichischen Bundesheer gedient haben.
Der Zusammenarbeit mit der Musikkapelle kam immer sehr große Bedeutung zu. Regelmäßig wurde den Obmännern und Kapellmeistern für die gedeihliche Kooperation gedankt, die gemeinsamen Ausrückungen immer wieder dankbar erwähnt. In der Person von Franz Lindner war immer ein Vermittler und Funktionär am Werk der sowohl in der Kameradschaft als auch in der Musikkapelle überaus engagiert arbeitete. Mehr als zehn gemeinsame Ausrückungen jährlich waren keine Seltenheit, und das verbindet.
Stichwort Bundesheer: Seit den Siebzigerjahren besteht eine rege und ersprießliche Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Luftraumüberwachung. Ein Ehrenzug begleitete jedes Jahr das feierliche Totengedenken vor dem Kriegerdenkmal, die Jungmänner wurden immer herzlich willkommen geheißen, die Verbundenheit mit unserem Bundesheer und den eingerückten Soldaten zum Ausdruck gebracht. Soldatisches Brauchtum ist schließlich ein Anliegen der Kameradschaft – Erhaltung des Friedens, um in Freiheit zu leben – ist das Motto auf der Fahne. Angelobungsfeiern von Jungmännern unter Mitwirkung der Kameradschaft fanden einige statt, am 4. November 1994 legten zum Beispiel 1.150 Jungmänner mit militärischen Ehren ihren Eid ab. Bei allen großen Festen und Feiern war die Kameradschaft vertreten. 1994 Wurde erstmals die Ausschank beim – damals noch – Ruperti-Marktfest erwähnt. Das Mithelfen bei den Feierlichkeiten zur Stadterhebung, bei den Jubiläumsfesten der Trachtenmusikkapelle, des Heimatvereins Edelweiß, der Liedertafel oder der Feuerwehren in den vergangenen dreißig Jahren wurde gerne angenommen. Die Kameradschaft leistete für das Vereinsleben in der Stadt immer wieder wertvolle Beiträge. Mannschaften und Einzelkämpfer bei sportlichen und gemeinschaftsbildenden Wettbewerben wie Fußball, Schifahren auf der Seeleiten, Minigolf, Tischtennis, Stock schießen, Wertungsschießen in Neumarkt oder bei benachbarten Kameradschaften sowie das jährliche Miliz schießen in Glanegg trugen zu gelebter Kameradschaft bei. Die Teilnahme an Faschingsumzügen, bei den Aktionen „Sauberes Neumarkt“ und natürlich der Kameradschaftsball als wichtige Einnahmequelle durften im Jahresprogramm nicht fehlen. Ebensowenig die alle zwei Jahre stattfindenden Ausflüge, ausdrücklich mit Partnerinnen, wie nach Südtirol, zum Rhein-Main-Donaukanal, nach Kärnten zum Schneeberg. Zur Insel Mainau, nach Slowenien, ins Waldviertel und in die Wachau, nach Grado und Triest, nach Wien und zur Zugspitze. Laufend wurde die gemeinsame Kleidung, das gepflegte Auftreten der Kameraden verbessert. Der Salzburger Anzug wurde zum Markenzeichen, der einheitliche Hut. die gold-schwarze Hutschnur und die fesch gekleideten Marketenderinnen trugen dazu bei. Die erste Fahne aus 1870 wurde restauriert, sie stellt einen wertvollen Schatz des Vereines dar. In guter Tradition wurden die runden Geburtstage gefeiert, vermehrt wurde zu Hochzeiten der Mitglieder eingeladen und daran teilgenommen. Bei jeder Jahreshauptversammlung stand die Verleihung von Jubiläums- und Verdienstabzeichen auf der Tagesordnung. 2004 wurde das Gedenkkreuz des „Unbekannten Soldaten“ im Friedhof aufgestellt. Neben Martin Paar machte sich Franz Knoblechner verdient, der auch das Soldatengrab im sogenannten alten Friedhof und das Kriegerdenkmal mit betreute. Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen waren die Delegiertentage, manchmal auch Von den Neumarktern ausgerichtet. Und jedes Jahr standen Besuche bei Gründungsfeiern anderer Kameradschaften im Bundeslang Salzburg und im benachbarten Oberösterreich auf dem Programm. Teilweise mit Begleitung der Musikkapelle, meistens mit Reisebus, wurde den befreundeten Kameraden die Ehre gegeben. Dass wir das alles ganz genau wissen, verdanken wir den umsichtigen Schriftführern. Seit 1892 wurden Aufzeichnungen, vor allem Protokolle verfasst, aus denen wir die geschilderte Entwicklung der Kameradschaft entnehmen können. In jüngerer Vergangenheit wurden die verantwortlichen Vorstandsmitglieder, allen voran der Obmann, alle drei Jahre, später vier Jahre gewählt. Die Schriftführer Johann Sams, Manfred Bründlinger und seit 2007 Ing. Georg Reitsamer trugen dazu bei, dass wir ein anschauliches Bild über unsere Kameradschaft zeichnen konnten. Der Langzeitkassier Josef Kirchberger (seit 1994) verwaltet die Vereinskasse erfolgreich. Ihm gebührt Dank und Anerkennung. Mit Georg Eibl, nach 31-jähriger Obmannschaft, seinem langjährigen Stellvertreter und nunmehrigen Obman Herbert Hurer sowie dessen Stellvertreter Matthias Berger und dem Festobmann Josef Kirchberger gehen verdiente und tüchtige Funktionäre in das Jubiläumsjahr. Mit rund 350 Mitgliedern ist der Kameradschaftsbund der mitgliederstärkste Verein der Stadt. Das dreitägige Fest – durch die Corona-Pandemie bedingt – im Juli 2022 soll auch dazu dienen, der Kameradschaft Neumarkt den gebührenden Platz im Vereinsleben der Stadt zu bewahren.